Tag 10

Nun sind wir schon bei der letzten Sitzung angelangt. Zu Beginn haben wir uns nochmals kurz über Discovery-Systeme unterhalten. Beim implementieren eines Discovery-Systems ist es von Vorteil, zusätzlich einen Suchindex einzuspielen. In der Praxis kommt es vor, dass ein “Central Index” gekauft wird. Nach dem implementieren dieses Indexes in das Discovery-System sind alle Index-Metadaten über die Suche abrufbar. Folglich kommen viel mehr Resultate. Ein bekannter Index ist zum Beispiel der “Primo Central Index”. Dieser ist hauptsächlich im anglo-amerikanischen Raum verbreitet, es gibt aber auch im deutschsprachigen Raum Bibliotheken, die ihn nutzen. Es gibt auch offene Indizes wie “finc”, der aus der VuFind-Community stammt oder den Index vom Bibliotheksverbund K10.

Diese Indizes haben natürlich auch Gemeinsamkeiten, beispielsweise greifen Sie auf DOIs (Digital Object Identifier) zurück. Diese machen die einzelnen Objekte im Suchindex eindeutig identifizierbar. Eine der grössten Registrierungsagenturen für DOIs ist Crossref: Eine Non-Profit-Organisation, die Forschungsergebnisse einfach auffindbar, zitierbar, verlinkbar und bewertbar machen will. Die Verwendung von DOIs empfinde ich als sehr wichtig und hilfreich, da es ebenfalls eine Annäherung ans Semantic Web ist und die Insitutionen gegenseitig voneinander profitieren können. Am Ende dieses Beitrags gehe ich noch auf den Normdatenbasierten Online-Katalog für das Deutsche Literaturarchiv Marbach ein, welcher ebenfalls Normdatensätze nutzt.

BIBFRAME & RiC

BIBFRAME

BIBFRAME ist der Name einer Initiative und dem daraus entstandenen Format. Es folgt den Linked Data-Paradigmen und basiert auf FRBR (Functional Requirements for Bibliographic Records), was kein spezifisches Datenformat vorschreibt und wiederum auf RDA basiert.

BIBFRAME besteht aus einem Datenmodell und einem Vokabular: BIBFRAME Model und BIBFRAME Vocabulary Das Datenmodell wiederum besteht aus 3 Ebenen. Ich kenne die Struktur schon, aber nur mit vier Ebenen. Im BIBFRAME-Schema sind Work und Expression aber zusammengefasst:

  1. Work = das Werk an sich (inkl. Expression)
  2. Instance = eine Ausgabe eines bestimmten Werks
  3. Item = das spezifische Exemplar einer bestimmten Ausgabe

Das Vocabulary von BIBFRAME definiert Konzepte (Class) und deren Eigenschaften (Property), um die jeweiligen Entitäten beschreiben zu können. Konzept ist zum Beispiel die Person, Eigenschaft ist Alter, Beruf, Werke, etc. Konzept und Eigenschaft ähneln also den Feldern und Unterfeldern von MARC21.

Ein wichtiger Unterschied von MARC21 und BIBFRAME: BIBFRAME hat den Fokus eher auf den Beziehungen der einzelnen Entitäten, MARC21 hingegen nur auf den einzelnen Datensätzen. Ich finde es sehr praktisch, dass BIBFRAME die Entitäten miteinander verknüpft und somit ein bisschen Kontextwissen mitliefern kann.

Records in Context (RiC)

Records in Context folgt ebenfalls den Linked Data-Paradigmen. Es ist sehr ähnlich wie BIBFRAME, einfach auf Archivebene. Anscheinend wurde auch bei den bisherigen Archivstandards das Fehlen der Möglichkeit bemängelt, Beziehungen zwischen Entitäten herzustellen. Mit Records in Context soll nun auch das Erstellen von mehrfachen Beziehungen möglich gemacht werden.

Aus einem Teil des Vereins Schweizer Archivarinnen und Archivare (VSA) hat sich eine Projektgruppe unter dem Namen ENSEMEN gebildet. Es sollen neue Grundlagen im Bereich Metadaten- und Datenverwaltung erarbeitet werden. Das Ziel ist eine schweizerische Ausprägung von RiC. Es ist schwer abzuschätzen, wie lange diese Entwicklung noch dauern wird. Der Grössenbereich ist aber ca. 5 Jahre. Wenn es gut läuft, wird auch der Datenaustausch zwischen Bibliotheken und Archiven vereinfacht, da sich die Datenmodelle von BIBFRAME und RiC ähnlicher sind als die jeweiligen Vorgänger.

ALMA

Sandra hat uns noch eine Einführung in ALMA gegeben. Es ist das in der Schweiz neu eingeführte Bibliothekssystem, welches Swissbib ersetzt.
Der Zugang zu ALMA läuft über den Browser, nicht wie bei Aleph über ein eigenes Programm. Da ich nur wenige Monate mit Aleph gearbeitet habe und nicht viele Facetten kennen gelernt habe, fällt es mir schwierig zu sagen, ob ALMA ein würdiger Nachfolger ist. Unsere Spezialist*innen aus der Klasse sagen:
Die Elektronischen Ressourcen sind deutlich einfacher zugänglich als noch in Aleph. Das Katalogisierungsprinzip ist immer noch dasselbe. Die Navigation hat extrem viele Facetten, man kommt also über viele Wege zu den gesuchten Menüpunkten, andererseits bringt das auch eine gewisse Unübersichtlichkeit mit sich. Ich bin gespannt, falls ich mal mit ALMA in Berührung kommen werde.

Normdatenbasierter Online-Katalog für das Deutsche Literaturarchiv Marbach

Zum Schluss konnten wir noch von einem Praxisbericht von Felix Lohmeier profitieren: Er war in einem 3-4 Jahre andauernden Projekt involviert und hat einen Normdatenbasierten Online-Katalog für das Deutsche Literaturarchiv Marbach erstellt, basierend auf der Suchplattform Solr, dem Suchsystem VuFind und dem Bibliothekssystem aDIS/BMS.

Früher waren Archiv, Bibliothek und Museum getrennt, nun sind die Bestände aber vereint. Dies wurde ermöglicht, indem die Dateien mit OpenRefine aufeinander abgestimmt wurden. Es wurden einfache CSVs gemacht und in die Datenbank eingespiesen. Es kann aber immer noch eingeschränkt werden, in welchem Bestand gesucht werden soll, was ich sehr wichtig finde.

Bei der Suche werden nicht nur die Wörter aus dem Index, sondern auch die Entitäten aus dem Normdatenbestand vorgeschlagen (also z.B. auch Personen oder Werke). Auf der Seite mit den Suchresultaten erscheinen die Einträge mit den meisten Einzelobjekten zuoberst. Zumindest ist das die Default-Einstellung. Rechts sind die Filter. Dort ist mir der Zeitstrahl positiv aufgefallen, weil im Diagramm die Anzahl der Publikationen nach Jahr ersichtlich sind. So ist schnell klar, wann von welcher Person am meisten Publikationen vorhanden sind und man kann sich eine bestimmte Epoche auswählen.

Wenn ein Eintrag ausgewählt wird, kommt die Detailansicht, welche sich nicht gross von anderen Katalogen unterscheidet. Wenn aber ein Normdatensatz geöffnet wird, kommt eine aus meiner Sicht sehr hilfreiche Detailansicht. Zum Beispiel kann die Entität/Person Friedrich Schiller aufgerufen werden, worauf Objekte von, an, über und unter Friedrich Schiller erscheinen. Bei “unter” kommen Dinge (v.a. aus Archivkontext), bei denen Friedrich Schiller “bestandsbildend” war, also zum Beispiel sein Kopfkissen oder sein Stuhl (da es zu ihm gehörte), aber nicht ein spezifisch von ihm erstelltes Werk.